Gesundheit

Drosten zeigt sich bei Kinderstudie selbstkritisch, dann knöpft er sich die Medien vor

Die ersten Erkenntnisse von Christian Drosten zur Viruslast bei Kindern lösten eine hitzige Diskussion aus. Mittlerweile hat der Virologe seine Studie überarbeitet. Nun erklärt er, was sich im Gegensatz zur ersten Ausgabe verändert hat – und legt im Disput um die mediale Darstellung seiner Arbeit nach.

In seiner als Preprint veröffentlichten Studie zur Viruslast bei Kindern kam Virologe Christian Drosten vor rund fünf Wochen zu dem Ergebnis, die Viruslast bei Kindern könne sich womöglich nicht signifikant von der erwachsener Personen unterscheiden. Medial gab es reichlich Wirbel um die Studie. Besonders die statistische Auswertung der Daten stand im Mittelpunkt der Diskussion.

Mittlerweile hat Drosten die Studie überarbeitet und hält an seiner Grunderkenntnis fest. Im NDR-Podcast "Das Coronavirus-Update" erklärt er die Unterschiede zur ersten Veröffentlichung und lässt seinen Ärger über die mediale Darstellung seiner Arbeit raus

Neue Altersgruppierung vorgenommen

In der überarbeiteten Form seiner Studie gibt es signifikante Betrachtungsunterschiede. So wurde eine neue Altersgruppierung vorgenommen, die nun Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren, Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 19 Jahren und Erwachsene unterscheidet. Zudem wurde nach Auswertung der Testart unterschieden.

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Die Tests, die Drosten und sein Team für die Studie analysiert haben, wurden von zwei verschiedenen Maschinen durchgeführt – einer einfachen Labormaschine für Virus-Testungen und einer speziellen, für große Testungen angeschafften Maschine.

Unterschiede in Auswertung der Testart

Erstere wurde besonders in der Anfangsphase der Pandemie verwendet, als Tests besonders häufig aus dem ambulanten Patientenbereich kamen oder beispielsweise vom Gesundheitsamt bei den Kontaktpersonen einer infizierten Person durchgeführt wurden.

Da in diesem Fall die Infizierung meistens noch recht frisch war, war die Viruslast im Rachen meistens recht hoch.

  
 
 

Bei der zweiten Maschine kamen die ausgewerteten Tests jedoch aus einer späteren Phase der Pandemie. Hier wurden besonders Tests ausgewertet, die von Kindern aus Krankenhäusern stammen.

Diese befanden sich laut Drosten im Durchschnitt schon in der zweiten Krankheitswoche, die Viruslast im Rachen war demnach bereits geringer. Tests von Erwachsenen kamen hingegen weiterhin auch aus der ambulanten Testung.

Ergebnis der Studie bleibt "unverändert"

Trotz der veränderten Auswertungskriterien bleibt die Erkenntnis der Studie nahezu gleich. Besonders bei den Tests aus der ersten Maschine ließen sich keine signifikanten Unterschiede in der Viruslast erkennen. Bei den Tests aus der zweiten Maschine gab es laut Drosten zwar eine etwas geringere Konzentration bei Kindern. Diese ließe sich allerdings dadurch erklären, dass die getesteten Kinder häufig im Krankheitsverlauf bereits weiter fortgeschritten waren.

Bei 29 Prozent der Kindergartenkinder (0 bis 6 Jahren), bei 37 Prozent der Kinder zwischen 0 und 19 Jahren sowie bei 51 Prozent der über 20-Jährigen wurde insgesamt eine Virusmenge, die für eine Ansteckung wahrscheinlich ausreichend ist, gefunden.

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"Die Studie ist in ihrer Interpretation unverändert und geschärft", sagt Drosten selbst über die angepasste Form seiner Arbeit. Seine Empfehlung, die damit einhergeht, hat sich aber leicht verändert. Drosten gibt nun "eine Empfehlung zur engmaschigen Überwachung der Situation" in Schulen und Kitas.

Nach der ersten Veröffentlichung hatte er zunächst von einer vollständigen Öffnung der Schulen abgeraten – und besonders in diesem Punkt fühlt Drosten sich missverstanden.

"Das ist blanker Unsinn"

"Das ist ja auch, was in der jetzigen Mediendiskussion gerade in den letzten zehn Tagen von einigen Zeitungen komplett falsch verstanden wurde. Da stand dann ja am Ende sogar drin, dass die Regierung diese Studie genommen hätte, um Entscheidungen zu treffen. Das ist natürlich blanker Unsinn", sagt der Virologe.

Drosten über Zeitpunkt: "Ich würde es nicht mehr so machen"

"Ich glaube, ich würde das inzwischen nicht mehr so machen", sagt Drosten auf die Frage, ob er seine erste Studie zu früh veröffentlicht habe, legt aber sofort im Disput mit den deutschen Medien nach: "Nicht aufgrund der Wissenschaft. Womit ich nicht gerechnet habe, ist die Aufnahme in den Medien. Es gibt Medienquellen, die nach meiner Ansicht auch bewusst die Messages so verkürzt haben, dass es wie eine grob falsche Studie aussah, was nicht stimmt."

Drosten: "Hätte sich irgendwo auch nur ein Indiz ergeben, dass diese Studie falsch ist, hätte ich sie sofort von unserer Homepage runtergenommen und auch öffentlich erklärt, dass ich hiermit diese Studie zurücknehme. Aber dafür hat es nie einen Grund gegeben."

"Es ging nicht um die Studie, sondern um mich als Person"

Weiter sagt Drosten: "Das ist in einer Mediendebatte darüber verfälscht dargestellt worden im Überschriftenbereich, was ich für die gesamte Gesellschaft für gefährlich halte, nicht nur für den Glauben an die Wissenschaft. Das geht weit darüber hinaus."

Und weiter: "Das ist eine große Verunsicherung und ein Schaden, der damit verursacht wird. Das Ganze war ja dann auch personalisiert. Es ging nicht um die Studie, sondern es ging eindeutig gegen mich als Person. Mit all dem habe ich nicht gerechnet und ich kann mir das nicht erklären, warum es dazu gekommen ist und was der Grund dafür ist.“

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