Gesundheit

Giftige Kartoffeln und ein unterschätzter Biss: Diese Patientenschicksale bewegten uns 2018

Es ist ein Leitsatz unter Medizinern: „Wenn du Hufe hörst, denke an Pferde, nicht an Zebras.“ Der Spruch hilft Ärzten bei der Suche nach der richtigen Diagnose und bedeutet so viel wie: Zeigt ein Patient ein bestimmtes Symptom, sollten Mediziner zunächst von wahrscheinlichen Ursachen ausgehen, anstatt sich auf die Suche nach seltenen Auslösern – in diesem Fall Zebras – zu begeben. In der Praxis hat der Leitsatz durchaus seine Berechtigung. Doch gibt es immer wieder Patienten, die nicht in dieses Schema passen. Und Ärzte wie Pflegepersonal mit seltenen Diagnosen und rätselhaften Leiden herausfordern. 

Oft werden diese Patientengeschichten von Medizin-Fachblättern wie dem „BMJ Case Reports“ aufgegriffen und finden so ihren Weg in Magazine und Zeitungen weltweit. Auch der stern berichtet regelmäßig über besondere Fallgeschichten – online auf stern.de und in der im Heft erscheinenden Rubrik „Die Diagnose“. Sie befasst sich mit Fällen, in denen Ärzte zu Detektiven werden mussten, um ihren Patienten zu helfen.

Einige Patientenschicksale sorgten im vergangenen Jahr für besonders viel Aufsehen. Wir haben die spannendsten Fälle in unserem Jahresrückblick 2018 zusammengefasst. 

1. Mann unterdrückt Nieser – eine Woche Krankenhaus

Zu Beginn der Grippesaison sorgte diese Geschichte im Januar 2018 für Schlagzeilen: Ein unterdrückter Nieser handelte einem Briten eine Woche Krankenhaus ein. Auch musste er künstlich ernährt werden. Was war geschehen?

Der Mann hatte versucht, einen gewaltigen Nieser zu unterdrücken, indem er sich Nase und Mund zuhielt. Der aufgestaute Druck richtete großen Schaden an: In der Rachenmuskulatur bildete sich ein Riss, der Mann konnte kaum noch sprechen und hatte Probleme beim Schlucken.

HNO-Ärzte aus Großbritannien und Deutschland warnten daraufhin eindringlich davor, Nieser zurückzuhalten – im schlimmsten Fall könnte sogar das Trommelfell oder ein Blutgefäß reißen. Der Mann hatte Glück im Unglück. Er konnte das Krankenhaus nach sieben Tagen wieder verlassen.

Die ganze Geschichte können Sie hier noch einmal nachlesen.

2. Familie vergiftet sich selbst – mit einem Sack Kartoffeln

Egal ob Pommes, Salat oder Püree: Kartoffeln sind in Deutschland ausgesprochen beliebt. Unterschätzen sollte man die gelbe Knolle dennoch nicht: In Ausnahmefällen können Kartoffeln hohe Gehalte an Glykoalkaloiden enthalten. Mit diesen bitter schmeckenden Giften wehren sich Kartoffelpflanzen gegen Fraßschädlinge. 

Eine Familie aus Stuttgart musste das am eigenen Leib erfahren: Sie hatten einen Zehnkilosack gekauft und daraus Pell- und Backkartoffeln zubereitet. Nach dem Essen bekamen Eltern und Kinder starke Bauchschmerzen und mussten sich übergeben. Im Labor bestätigte sich der Verdacht: In den Kartoffeln konnten hohe Gehalte an Glykoalkaloiden nachgewiesen werden.

Vor den Knollen fürchten muss sich aber niemand: Mittlerweile ist es Züchtern gelungen, Kartoffeln mit nur wenig Glykoalkaloiden auf den Markt zu bringen. Zudem kann jeder Verbraucher selbst Einfluss auf den Gift-Gehalt der Knollen nehmen: Kartoffeln sollten stets an einem dunklen, kühlen Ort gelagert werden. Augen und Keimlinge gehören großzügig weggeschnitten. Und: Grüne, verschrumpelte oder bitter schmeckende Kartoffeln sollten idealerweise sofort entsorgt werden.

Die ganze Geschichte können Sie hier noch einmal nachlesen.

3. Sie wollen einen schönen, definierten Körper – dann lösen sich ihre Muskeln auf

Schöne, definierte Muskeln – das war der Traum von drei Frauen aus Schottland. Sie trainierten dafür in einem Fitnessstudio und entwickelten kurz darauf ähnliche Symptome: heftiger Muskelkater und ein bräunlich verfärbter Urin. Was war passiert?

Die Frauen hatten Glück im Unglück: Sie waren zu derselben Hausärztin gegangen, welche die drei Fälle miteinander in Verbindung brachte und so das Rätsel lösen konnte. Die drei Frauen litten unter einer sogenannten Rhabdomyolyse – einer seltenen, aber schwerwiegenden Komplikation nach exzessivem Muskeltraining. Die Muskelzellen der Frauen waren durch das anstrengende und ungewohnte Training aufgerissen und der Inhalt herausgequollen. Daher auch der dunkle Urin: Die braune Farbe stammt vom Muskelprotein Myoglobin.

Im Krankenhaus bekamen die drei Patientinnen einen Tropf, über den sie im Laufe des Tages einige Liter Flüssigkeit erhielten. Die Kochsalzlösung soll dabei helfen, das Myoglobin aus dem Blut zu schleusen. Das ist wichtig, denn im schlimmsten Fall kann das Muskelprotein die Nieren schädigen und zu akutem Nierenversagen führen.

Glücklicherweise schlug die Therapie bei allen Patientinnen an. Sie konnten das Krankenhaus binnen ein und sechs Tagen wieder verlassen – auch ihre Nieren erholten sich vollständig, schreiben die Ärzte im Fachblatt „BMJ Case Reports“. 

Die ganze Geschichte können Sie hier noch einmal nachlesen. 

4. Kanadier wird von Schwarzer Witwe gebissen – die Ärzte schicken ihn wieder nach Hause

Quälende, heftige Bauchschmerzen bringen einen 50-jährigen Kanadier in die Notaufnahme eines Krankenhauses in Ottawa. Die Schmerzen hätten am frühen Morgen eingesetzt, erklärt der Mann. Außerdem könne er trotz Harndrang nicht auf Toilette gehen. Er schwitzt stark und berichtet, dass er am Vortag wahrscheinlich von einem Insekt gebissen wurde. Gesehen hat er das Tier zwar nicht. Es saß aber im hohen Gras in der Nähe einer Hütte.

Die Ärzte untersuchen den Mann, tippen auf eine Nierenkolik und schicken ihn mit Schmerzmitteln wieder nach Hause. Einige Stunden später kommt der Mann wieder in die Notaufnahme. Die Schmerzen sind kaum noch auszuhalten, seine Augenlider sind nun auch geschwollen, und der Blutdruck ist erhöht. Der Patient erinnert die Ärzte noch einmal an den vermeintlichen Biss – und dieses Mal nehmen die Mediziner den Hinweis ernst. 

Aufgrund der Symptome gehen die Ärzte davon aus, dass der Mann von einer Schwarzen Witwe gebissen wurde. Bisse von Schwarzen Witwen sind in Kanada „äußerst selten“, berichten die Ärzte im Fachblatt „Canadian Journal of Emergency Medicine“. Das war auch der Grund, weshalb sie dem Hinweis des Mannes zunächst wenig Beachtung geschenkt hatten.

Der Mann kann das Krankenhaus nach wenigen Tagen wieder verlassen.

Die ganze Geschichte können Sie hier noch einmal nachlesen. 

5. Souvenir vom Badeausflug – Schnecke lebt unter Haut

Ein elfjähriger Junge aus den USA brachte ein besonderes Souvenir von einem Badeausflug mit: Eine Schnecke, die in seiner Haut steckte und dort für eine Woche überlebt hatte. Wie war das Tier dorthin gelangt?

Der Junge muss sich das Tier bei einem Sturz an der Meeresküste eingefangen haben. Die Schnecke durchbohrte die Haut und blieb zunächst unentdeckt. Die Eltern des Jungen versorgten die Wunde, wunderten sich aber über die Beule, die zurückblieb. Als diese sogar noch wuchs und sich langsam mit Eiter füllte, gingen die Eltern mit ihrem Sohn zum Arzt. Dieser entdeckte schließlich die Schnecke, die für mehrere Tage in der Haut überlebt hatte.

Meeresschnecken schützen sich vor dem Austrocknen, indem sie ihr Gehäuse mit einem Deckel und zähem Schleim verschließen. Offenbar hatte sich das Tier diese Eigenschaften zunutze gemacht und konnte so auch in der feindseligen Umgebung eines Hautabszesses überleben.

Die ganze Geschichte können Sie hier noch einmal nachlesen.

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