Eigentlich wollte Florian Wellbrock seine Titel- und Medaillen-Hatz im August bei den Schwimm-Europameisterschaften in Rom fortsetzen. Doch das ist nun ungewiss. Eine Corona-Infektion warf den Olympiasieger schwer zurück.
Florian Wellbrock hat wieder einen Wettkampf gegen die Zeit aufgenommen. Das ist immer so beim besten deutschen Schwimmer der Gegenwart. Doch diesmal geht es nicht um Bestzeiten im Wasser. Diesmal ist es der Kampf mit sich selbst. Schafft es sein Körper bis zu den Europameisterschaften ab 11. August in Rom, wieder so leistungsfähig zu sein wie noch vor vier Wochen?
Unerwarteter Sieg
Rückblick: Bei den Weltmeisterschaften in Budapest schaffte Wellbrock Historisches. Als erster deutscher Schwimmer nach Michael Groß holte der 24-Jährige fünf Medaillen: Weltmeister über 5 Kilometer und mit der Mixed-Staffel im Freiwasser, Silber über 800 Meter Freistil sowie Bronze über 1500 Meter Freistil und über 10 Kilometer im Freiwasser.
„Es war ein Experiment, keiner wusste, ob und wie ich die fünf Strecken durchstehe. Dass ich am Ende mit fünf Medaillen nach Hause fahre, war sehr schön“, sagt Wellbrock der Deutschen Presse-Agentur.
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Was danach kam, fanden weder der Magdeburger noch sein Trainer Bernd Berkhahn schön: Corona. Die Virus-Infektion hatte gleich mehrere deutsche Schwimmer erwischt. „Mich zum Glück erst nach der WM“, berichtet der gebürtige Bremer und sagt weiter: „Wenn man hört, wie Corona bei anderen verlaufen ist, hatte ich wohl einen schwereren Verlauf mit Fieber, Halsschmerzen und Husten. Das hat mich anderthalb Wochen zurückgeworfen.“
Mehr als sechs Wochen Trainingspause
Statt zu trainieren und am Freiwasser-Wettbewerb in Paris teilzunehmen, hütete Wellbrock das Bett. Die Erholungsphase tat ihm zwar gut, aber sie kam zur Unzeit. „Inklusive WM und der Vorbereitung darauf habe ich nun sechs, sieben Wochen nicht richtig trainiert. Das merkt man im Wasser nun sehr deutlich“, sagt Wellbrock und vergleicht sich nach anderthalb Wochen Training überspitzt mit einem Anfänger: „Ich lerne gerade neu schwimmen.“
Seine Pläne sind damit über den Haufen geworfen. Auf die Teilnahme an einem Trainingslager auf Mallorca in Vorbereitung auf die Freibad-EM in Rom verzichtete er. „Ich hätte nachreisen können, um dort drei, vier Tage zu trainieren. Da ist es besser daheim zu schlafen und zu trainieren“, sagt der Freiwasser-Olympiasieger von Tokio.
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„Wenn ich starte, will ich gewinnen“
Wellbrock lässt offen, ob er überhaupt zur EM fährt. Denn ehrgeizig ist der Magdeburger immer. „Wenn ich starte, will ich gewinnen“, sagt er. Auch bei den kontinentalen Meisterschaften. Trainer Bernd Berkhahn hatte schon nach der WM erklärt, dass er sogar fünf Titel bei fünf Starts nicht für ausgeschlossen hält: „Wenn man eine perfekte Vorbereitung fährt und wenn er gesund ist.“
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Das wird in Rom nun nicht passieren, denn diesem Mammutprogramm wie bei der WM kann sich Wellbrock unter den gegebenen Umständen nicht stellen. „Ich muss jetzt schauen, was überhaupt möglich ist. Ich schließe aber fünf Starts wie bei der WM definitiv aus. Falls ich starten werde, werden wir die Starts sicher begrenzen, aber das wird noch besprochen“, sagt Wellbrock.
Viele Menschen sind von Long-Covid betroffen
Der Profi-Schwimmer ist bei weitem nicht der einzige, der auch nach der akuten Krankheit mit den Folgen der Corona-Infektion zu kämpfen hat. Manche leiden gar länger als vier Wochen danach noch an Symptomen. Fachleute sprechen dann von Long-Covid.
Gerade sind in Deutschland etwa rund 1,8 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert. Auch wenn die meisten Infektionen mild ablaufen, befürchten Mediziner dennoch eine Flut von Long-Covid-Patienten. Denn auch Menschen, die kaum oder gar keine Covid-19-Symptome entwickeln, können unter Langzeitfolgen einer Sars-CoV-2-Infektion leiden, die über Wochen oder sogar Monate anhalten.
Zu den bisher am häufigsten dokumentierten Beschwerden in Zusammenhang mit Long-Covid zählen
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Kopfschmerzen
- Atembeschwerden
- Geruchs- und Geschmacksstörungen
- kognitiven Beeinträchtigungen wie Gehirnnebel, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
- depressiven Verstimmungen
Aber auch Herzbeschwerden, Nieren- und Stoffwechselstörungen können in Folge einer Infektion auftreten.
In Deutschland bezeichnen Mediziner, Beschwerden, die länger als vier Wochen nach der akuten Corona-Infektion bestehen als „Long-Covid“. Beschwerden, die länger als zwölf Wochen bestehen werden als „Post-Covid“ bezeichnet.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Post-Covid als einen Zustand, der durch Symptome wie Müdigkeit, Kurzatmigkeit und kognitive Dysfunktion gekennzeichnet ist und das tägliche Leben nach einer durchgemachen Sars-CoV-2-Infektion beeinträchtigen. Sie treten in der Regel drei Monate nach Beginn der akuten Covid-19-Symptome auf, halten mindestens zwei Monate an und können nicht durch eine alternative Diagnose erklärt werden.
Wo Betroffene Hilfe finden
Wer fürchtet, unter Long- oder Post-Covid zu leiden, soll sich laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) zunächst an den Hausarzt wenden. Dieser bilde häufig gemeinsam mit niedergelassenen Fachärzten gute Netzwerke und könne somit „eine interdisziplinäre, ambulante Versorgung gewährleisten“.
In einigen Regionen gebe es zudem bereits haus- und fachärztliche Covid-Schwerpunktpraxen, die ebenfalls als Anlaufpunkte für Patienten genutzt werden können. Eine Liste mit Post-Covid-Ambulanzen finden Sie hier.
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