Antihypertonika und NSAR – in der Apothekensoftware poppthier eine Interaktionswarnung auf. Die Analgetika können die Wirkung derBlutdrucksenker beeinträchtigen. Doch ist das wirklich klinisch relevant? ApothekerinIna Richling und Kardiologe Christian Fechtrup geben auf der Interpharm inStuttgart Antwort auf diese Frage.
Nicht-steroidale Analgetika (NSAR), die ja in erheblichemAusmaß auch in der Selbstmedikation eingenommen werden, haben vieleNebenwirkungen. Sie resultieren aus der Hemmung der Cyclooxygenase. Diese istzwar auch für die erwünschten NSAR-Wirkungen, also Analgesie und Fiebersenkungverantwortlich, weil prostaglandininduzierte Effekte wie Sensibilisierung vonNozizeptoren und Fieber unterbunden werden. Aber es werden auchdie positiven Effekte der Prostaglandine unterbunden. Zu diesen positivenEffekten gehören zum Beispiel eine erhöhte Magenschleimproduktion und eineverminderte Magensäureproduktion sowie die Vasodilatation. Blockiert man dieProstaglandinsynthese kommt es folglich zu gastrointestinalen Nebenwirkungen, einem verminderten Nierendruck und in der Folge zu einer Absenkung der glomerulären Filtrationsrate oderzu einer Blutdruckerhöhung.
Daher popptbeispielsweise bei der gleichzeitigen Abgabe von NSAR und Antihypertonika derHinweis in der Apothekensoftware auf, dass NSAR die Wirkung von Antihypertonikabeeinflussen. Doch wie relevant ist das in der Praxis? Apothekerin Ina Richlingund Kardiologe Christian Fechtrup befassten sich auf der Interpharm mit demThema – „Vorsicht Analgetika! Wenn Ibuprofen und Co. kontraindiziert sind“lautete der Titel ihres Vortrags. „NSAR erhöhen den Blutdruck um 1 bis 14 mmHg“,erklärt Ina Richling. An ihren ärztlichen Kollegen richtet sie dann die Frage,welche Blutdrucksenkung sich denn mit einem Antihypertonikum erreichen ließe?Laut Christian Fechtrup sind das mit einem Einzelmittel etwa 5 bis 8 mmHg. „Somitwird also mit einem NSAR ein Blutdrucksenker komplett ausgehebelt“, so derKardiologe.
Sportler sollen aktiv beraten werden
Außerdem gingen Fechtrup und Richling noch auf das Thema NSARim Breitensport ein. Diese würden vom Profifußballer bis zum hobbymäßigen Marathonläuferin erheblichem Ausmaß eingesetzt, erklärten sie. So hatten laut einer Umfragebeim Bonn Marathon 2009 67 Prozent Erfahrungen mit Schmerzmitteln beim Sport –Männer mehr als Frauen. Über 60 Prozent hatten vor dem Lauf Schmerzmitteleingenommen, 11 Prozent hatten das aufgrund von Schmerzen getan. Eine Risikoaufklärungdurch Arzt oder Apotheker habe es gemäß der Umfrage nur in 5 Prozent der Fällegegeben. Doch worin besteht das Risiko? Die Interpharm-Teilnehmer erhielten eineRisikoaufklärung durch Arzt und Apotheker: Beim Sport gehe die Nierenleistungrunter, wird dann die glomeruläre Filtration auch noch durch NSAR, die zum Teilauch sehr hochdosiert eingenommen werden, reduziert, könne das unter Umständen kritischwerden. Dazu kommt: Die erhoffte Wirkung ist laut Richling und Fechtrup nichtbelegt, es entstehen also nur erhöhte Risiken. Ärzte und Apotheker solltendeswegen aktive Beratung für Sportler anbieten, so das Fazit.
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