Und noch mehr Widerstand gegen die vonBundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgelegten Eckpunkte für eineApothekenreform: Die Landesapothekerkammer Hessen hält die Gleichpreisigkeitfür „unverhandelbar“. Und im Saarland protestieren die Kammer und derApothekerverein. Die Vereinsvorsitzende Claudia Berger findet klare Worte inRichtung des Ministers: Die Apothekerschaft sei ein stolzer Berufsstand, dersich nicht kaufen lasse.
Mehrere Teilnehmer der letzten ABDA-Mitgliederversammlung imDezember berichten inzwischen, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU)den Apothekern zumindest indirekt in mehrfacher Hinsicht gedroht hat: Wenn siesein Paket nicht akzeptieren, werde er sich im Apothekenbereich zurückziehenund neben dem Rx-Versandverbot – das ohnehin scheitern werde – nichts weiterunternehmen. Und: Spahn soll gesagt haben, dass es seine Eckpunkte nur im „Gesamtpaket“gebe. Heißt konkret: Wenn die Apotheker einen Teil – etwa die Regelung zu denRx-Boni – nicht wollen, entfällt auch der Rest, also auch die vorgesehenenAnpassungen am Apothekenhonorar.
Inzwischen hat sich auch der Saarländische Apothekerverein (SAV)mit den Eckpunkten befasst. In einer Mitteilung des SAV geht dieVereinsvorsitzende Claudia Berger auf genau dieses Vorgehen Spahns ein – mit deutlichenWorten: „Der Berufsstand der Apotheker ist zwar ein kleiner, aber stolzerBerufsstand, der sich nicht kaufen lässt!“ Und weiter: „Es ist sehr zubedauern, dass der Minister quasi in Gutsherrenart ein Eckpunktepapier vorlegtverbunden mit der klaren Drohung, dass wenn der Berufsstand dieses Papier nichtakzeptiert, er, der Minister, zwar das Rx-Versandverbot angehen werde, er aber,da seine politische Kraft dann so gebunden sei, wörtlich‚ keine Kraft mehr fürandere Dinge habe‘“.
Berger: Pharmazeutische Dienstleistungen sollten selbstverständlich sein
So wie viele ihrer Kollegen findet Berger das Spahn-Paketzwar an einigen Stellen sinnvoll. Denn: „Mit dem Angebot zusätzlicherpharmazeutischer Dienstleistungen erfüllt der Minister eine langjährigeForderung des Berufsstandes, die für sich genommen selbstverständlich seinsollte, sprechen wir doch über ureigene Fachkompetenzen der Apothekerschaft.Insbesondere die Medikationsanalyse und die Arzneimitteltherapiesicherheitwären ein echter Mehrgewinn für die Patientinnen und Patienten.“
Überhaupt kein Verständnis hat der SAV hingegen für denVorschlag, in Deutschland Rx-Boni gesetzlich zumindest für EU-Versender zuerlauben und diese auf 2,50 Euro zu beschränken. Ebenfalls mit Blick auf diePatienten erklärt Berger, dass die Rx-Preisbindung dazu diene, „dass Patientenim Krankheitsfall keine Preisvergleiche zwischen Apotheken anstellen müssen,sondern überall zu den gleichen Bedingungen fachlich kompetente Unterstützungerhalten“. Zudem verhindere sie einen Verdrängungswettbewerb unter denApotheken. Und: „Ein Bonus von 2,50 Euro je abgegebener Arzneimittelpackungbedeutet nichts anderes, als dass insbesondere von der Zuzahlung befreite Patientenmit der Verordnung von Arzneimitteln auch noch Geld verdienen können! Saloppformuliert: Je mehr Arzneimittel verordnet, desto mehr Boni. Das geht nicht!“
Quelle: Den ganzen Artikel lesen