Der ältere Herr wirkte topfit und sehr viel jünger als 81. Im Krankenhaus war er noch nie gewesen, er rauchte nicht, trank selten Alkohol und achtete auf seine Ernährung. „Er war ein sehr gesundheitsbewusster Mensch und hatte viel über Antioxidanzien gelesen“, so beschreibt ihn seine Ärztin Barbara Clark. Sie untersuchte den Mann im Sommer 2017 im Allegheny Hospital in Pittsburgh und fasste seinen ungewöhnlichen Fall kürzlich für das „British Medical Journal of Case Reports“ zusammen.
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Themen im Heft:
Der vitale Patient war buchstäblich in der Lage, Bäume auszureißen: Ein paar Wochen zuvor hatte er noch eigenhändig das schwere Unterholz auf seinem Grundstück gerodet. Auch seinen Diabetes Typ 2 hatte er mit Tabletten gut im Griff. Neben seinen Tabletten für den Zuckerwert schluckte er nur noch Vitamin C und Multivitamine.
Bei einer Blutabnahme war allerdings aufgefallen, dass sein Kreatininwert extrem hoch war. Mit seiner Niere schien etwas nicht zu stimmen, doch ein Ultraschall beim Nephrologen blieb ohne Befund. Ein paar Wochen später ging es ihm dann plötzlich so schlecht, dass er ins Krankenhaus zu Barbara Clark kam: Er konnte kaum noch laufen und klagte über starke Übelkeit. Essen wollte er kaum noch, sogar vor Wasser ekelte er sich.
War der rüstige Rentner wie über Nacht senil geworden?
Kristalle in den Nieren
In der Klinik gab er mehrmals Urin ab. Unter dem Mikroskop fielen in einer Probe kleine längliche Körnchen auf. Solche Kristalle weisen auf Schäden an den Tubuli hin. Diese Röhrchen bilden das Entwässerungssystem der Nieren, damit giftige Stoffwechselprodukte aus dem Körper mit dem Urin weggespült werden können. Bei Patienten mit Nierenleiden verstopfen die Tubuli oft durch winzige Steinchen, die dann auch im Urin auftauchen.
In einer kleinen OP entnahmen die Ärzte dem Mann ein Stück Nierengewebe. Tatsächlich fanden sich darin kleine farblose Kristalle – aus Kalziumoxalat, einem schwer löslichen Salz der Oxalsäure. Die Steinchen hatten bereits einen Teil der Nierenkanälchen zerstört.
Barbara Clark erinnerte sich an die Gespräche mit dem Patienten. Stolz hatte er erzählt, wie gesund er sich ernähre: Täglich esse er mehrere Handvoll Paranüsse, Haselnüsse, Walnüsse und Mandeln, trinke einen Liter Mandelmilch und hoffe, sich mit diesen Antioxidanzien vor Krebs zu schützen.
Er wusste nicht, dass Mandeln und Nüsse viel Oxalsäure enthalten, ebenso wie Rhabarber, Spinat, Süßkartoffeln oder Weizenkleie. Oxalsäure ist leicht giftig und entzieht dem Körper Kalzium. So entstehen Kristalle aus Kalziumoxalat, etwa in der Niere. Auch im Mund spürt man sie, wenn die Zähne nach einer Portion Rhabarber stumpf werden. Um den Zahnschmelz zu schonen, sollte man zu Spinat oder Kompott kalziumreiche Milchprodukte essen.
Wer sich normal ernährt, kommt kaum auf bedenkliche Oxalsäure-Dosen. Unmengen Mandeln und Nüsse können aber durchaus Gift für die Nieren sein. Viel Schwarztee gilt als ungünstig (außer, man trinkt ihn mit Milch), außerdem Fleisch und Wurst sowie hoch dosiertes Vitamin C.
Über Jahre hatte der 81-Jährige täglich etwa 1,5 Gramm Oxalat verzehrt – zehn Mal so viel wie ein Durchschnitts-Amerikaner. Er erholte sich nie mehr komplett. Obwohl er fortan Mandeln, Nüsse und Vitaminkapseln mied und zwei Liter Wasser am Tag trank, um die Niere zu spülen, blieb er gebrechlich und sein Kreatininwert erhöht. Und das nur, weil er geglaubt hatte, das Beste zu tun.
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